Liebe Eltern,
Weltweit werden viele Sprachen gesprochen: in Ihrem Land, in Ihrer Nachbarschaft und vielleicht auch in Ihrer Familie. Die Sprache(n), die in Kindergärten/Kitas oder in der Schule verwendet wird/werden, kann/können sich von der/den Sprache(n) unterscheiden, die zu Hause gesprochen wird/werden.
Vielleicht sind Sie unsicher, ob Sie Ihr Kind stressen, wenn Sie ihm Zugang zu mehr Sprachen als der/den zu Hause gesprochenen Sprache(n) ermöglichen. Vielleicht haben Sie Fragen dazu, wie Sie Ihr Kind dabei unterstützen können, alle Sprachen zu beherrschen, die es braucht, um in der Familie, in der Nachbarschaft, im Kindergarten/in der Kita und in der Schule zu kommunizieren. Vielleicht haben Sie Fragen dazu, wann und ob überhaupt mehr als eine Sprache in Ihrer Familie eingeführt werden sollte. Vielleicht halten Sie es sogar für einen Nachteil für Ihr Kind, wenn es später mit mehr Sprachen als nur der Schulsprache zurechtkommen muss.
Wie Sie sich vorstellen können, gibt es viele Vorstellungen und Vorbehalte bezüglich der mehrsprachigen Erziehung. Eltern fragen sich häufig, welche Vor- oder Nachteile sich daraus für den schulischen und späteren beruflichen Erfolg ihres Kindes ergeben können.
Auch die Rolle der pädagogischen Fachkräfte und Eltern ist in diesem Zusammenhang ein Thema in der öffentlichen Diskussion. Pädagogische Fachkräfte können das Kind mit einer wertschätzenden Haltung gegenüber allen Sprachen unterstützen. Keine Sprache sollte als wertvoller, wichtiger, schöner oder nützlicher als eine andere angesehen und behandelt werden. Alle Sprachen sind wertvoll und schön! Außerdem können pädagogische Fachkräfte viele Situationen nutzen, um mit den Kindern zu sprechen, damit sich die für die Schule notwendige Sprache entwickeln kann. Auch Sie als Eltern können Ihr Kind dabei unterstützen, die für Sie und Ihr Kind wichtigen Sprachen in Ihrem Lebenskontext zu verstehen, zu sprechen und zu schreiben. Seien Sie stolz darauf!
Kooperationspartner*innen aus verschiedenen Ländern (Österreich, Deutschland, Litauen, Polen und Slowenien) haben ihre Expertise in einem Erasmus+-geförderten Projekt zusammengeführt, um Sie und Ihr Kind bei einer mehrsprachigen Erziehung zu unterstützen. Deshalb möchten wir Ihnen gerne Wissen über die Herausforderungen und vor allem die Chancen des Erlernens verschiedener Sprachen vermitteln. Wir zeigen Ihnen verschiedene Möglichkeiten auf, wie Sie Ihr Kind auf dem Weg in mehrsprachige Umgebungen aktiv unterstützen können. Wir werden uns auch darauf konzentrieren, das Wissen des Kindes über die grundlegenden Sprachkenntnisse (z. B. Wörter und Ausdrücke) der Schulsprache vor dem Eintritt in das Schulsystem zu erweitern.
Wir werden unseren Ansatz auf das computergestützte Sprachenlernen (Computer-Assisted Language Learning, kurz CALL) stützen. Zu diesem Zweck haben wir die App "Dandelin geht zur Schule" entwickelt, mit der Kinder Wörter und Ausdrücke lernen und trainieren können, die sie bei der Einschulung benötigen. Die App ist für Kinder ab 4 Jahren gedacht und kann kostenlos heruntergeladen werden.
Die App hilft, den Lernprozess spielerisch zu unterstützen. So bleibt das Kind motiviert und neugierig. Gleichzeitig können auch Sie als Eltern davon profitieren, dass Sie die in der Schule verwendete Sprache kennenlernen, während Sie die vorgeschlagenen Aktivitäten mit Ihrem Kind durchführen (siehe Kapitel 6 zu den Vorteilen von CALL im Detail). Zusätzlich enthält dieser Leitfaden Methoden und Aktivitäten, mit denen Ihr Kind von Anfang an mit der Schulsprache vertraut gemacht werden kann. Darüber hinaus werden wir Sie im Rahmen dieses Leitfadens dabei unterstützen, Ihre zu Hause gesprochene(n) Sprache(n) zu erhalten und zu stärken.
In den folgenden Kapiteln finden Sie einige grundlegende Informationen zum Spracherwerb, zur Mehrsprachigkeit und zu den Vorteilen des computergestützten Sprachenlernens (CALL). Diese enthalten wesentliche Fakten, Beispiele und zahlreiche Fragen, die dazu einladen, sich Gedanken zu machen. Weiterhin finden Sie Vorschläge für Aktivitäten, die Sie mit Ihrem Kind durchführen können, um sowohl die in der Schule verwendete Sprache als auch die zu Hause gesprochene(n) Sprache(n) zu fördern.
In der Fachliteratur über die Entwicklung von Zwei- oder Mehrsprachigkeit beziehen sich viele Begriffe auf die in der Familie gesprochene(n) Sprache(n) und auf die Sprache, die beim Schuleintritt verwendet wird. Die in der Familie gesprochene(n) Sprache(n) wird/werden beispielsweise als Muttersprache, Herkunftssprache oder Familiensprache(n) bezeichnet und auch als Sprache(n), die zu Hause gesprochen werden. Je nachdem, welche Sprache zuerst erworben wird, können sogar noch technischere Begriffe wie L1 (Sprache 1) und L2 (Sprache 2) verwendet werden. In den folgenden Kapiteln werden wir die Begriffe "Familiensprache" und "Schulsprache" verwenden. Diese Begriffe unterscheiden die Sprache(n), die Sie mit Ihrer Familie und Ihren Freunden sprechen, von der Sprache, die Sie für den Start im Bildungssystem in Ihrem Land benötigen. Manchmal kann es sich um dieselbe Sprache handeln, aber bei vielen zwei- oder mehrsprachigen Kindern können wir davon ausgehen, dass die zu Hause gesprochene(n) Sprache(n) sich von der Sprache unterscheidet/unterscheiden, die das Kind in der Schule braucht. Wir sind uns bewusst, dass zu Hause und auch in der Schule möglicherweise mehrere Sprachen gesprochen werden. Um Ihnen die Lektüre dieses Leitfadens zu erleichtern, werden wir jedoch von nun an die Formulierung "Familiensprache" und "Schulsprache" für eine oder mehrere Sprachen verwenden.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!
Im Laufe der Zeit haben sich tausende von Sprachen und Dialekte entwickelt, die heutzutage weltweit gesprochen werden. Mithilfe von Sprachen können Menschen miteinander in Kontakt treten, Ideen, Gefühle, Einstellungen, Konventionen und Werte austauschen und Gesellschaften aufbauen. Das Umfeld, in dem wir aufwachsen und leben, prägt unsere Werte. Darüber hinaus beeinflusst es auch unsere Sprachkenntnisse und unseren Wortschatz in allen Sprachen, die wir kennen (das so genannte sprachliche Repertoire). Weiterhin beeinflusst unser Umfeld die Art und Weise, wie wir sprechen und somit auch unsere kulturelle und sprachliche Identität. Es macht uns zu dem was wir sind. Der Erwerb einer Sprache und das spätere Erlernen einer Sprache, z. B. in der Schule, hilft uns, mit Menschen in Kontakt zu treten, die "dieselbe Sprache" sprechen wie wir selbst. Für Kinder sind diese Menschen ihre Familie, ihre Freunde und später auch Menschen im Kindergarten/in der Kita, in der Schule und im beruflichen Umfeld. Sie müssen mit all diesen Gruppen in Kontakt treten. Sie müssen ihre Erfahrungen, Ideen und Gefühle ausdrücken und mit diesen Gruppen teilen.
Die Fähigkeit, Sprache(n) zu erwerben, ist uns angeboren. Kinder sind in der Regel erstaunlich eifrig und neugierig, wenn es darum geht, Sprache(n) zu erwerben und anzuwenden. Jedes Kind ist grundsätzlich in der Lage, jede Sprache zu erwerben, auch wenn viele motorische und sensorische Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen (wie Lungenfunktion, Gehör, Beherrschung der Stimmbandvibration usw.).
Eltern bringen ihren Kindern ihre Familiensprache nicht so bei, wie man eine Sprache in der Schule lernen würde. In der Regel erwerben Kinder die Sprache(n) intuitiv durch wichtige authentische Gespräche in alltäglichen Kontexten. Sie erwerben ihre erste(n) Sprache(n), indem sie viele (non)verbale Hinweise erhalten und diese nachahmen, sobald sie körperlich dazu in der Lage sind. Kinder wollen interagieren und tun dies so früh wie möglich. Um eine Sprache zu erwerben, müssen sie jedoch viel zuhören und mit ihrer Familie, den pädagogischen Fachkräften, Nachbar*innen usw. sprechen.
Kinder folgen Schritt für Schritt einem inneren Leitfaden zum Spracherwerb, wobei die wichtigen Schritte nach und nach im Prozess des Verstehens und Produzierens von Sprache gemeistert werden. Sie lernen die Regeln und die Grammatik durchs Ausprobieren („Learning by Doing“). Man kann davon ausgehen, dass sie alle Sprachkomponenten (von Wörtern über Grammatik bis hin zu typischen Ausdrücken, Aussprache und Gebrauch von Sprache) im Alter von ca. 4-5 Jahren einigermaßen erworben haben. Dies gilt, solange keine körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen diesen Prozess behindern.
Allerdings erwirbt kein Kind Sprache im gleichen Tempo wie irgendein anderes Kind. Es gibt viele individuelle Unterschiede, die in Verbindung zum Spracherwerb stehen, sodass es schwierig ist zu sagen, wann ein Kind eine bestimmte Stufe im Spracherwerbsprozess erreicht haben sollte. Hinzu kommt, dass dieser Prozess nie endet. Es gibt immer etwas Neues zu lernen, und Kinder sind hoch motiviert, neue Informationen aufzunehmen und in der Familien- und Schulsprache kompetenter zu werden. Kinder sind begierig darauf, komplexere Sätze zu bilden und die Bedeutung von Wörtern, Sätzen, Humor, Ironie usw. zu verstehen.
Zusammenfassung: Jedes Kind erwirbt Sprache in einem anderen Tempo. Dennoch gibt es einige Schritte im Spracherwerbsprozess, die in der Regel von Kindern weltweit durchlaufen werden.
Es gibt eine angeborene Sensibilität für die Merkmale und den Gebrauch der Sprache(n):
Neugeborene auf der ganzen Welt sind in der Lage, die Sprachmelodie (auch Prosodie genannt) zu erkennen, die sie regelmäßig hören, wenn sie noch im Bauch ihrer Mutter sind. Sie können diese Sprachmelodie von unvertrauten Sprachmelodien unterscheiden.
Selbst wenn Neugeborene schreien, imitieren sie die Melodie der Sprache, die ihnen am vertrautesten ist.
Kleinkinder sind universelle Zuhörer*innen: Sie können in jeder Sprache auch die kleinste sinnvolle phonetische Einheit (das sogenannte Phonem) unterscheiden. Aber sie verlieren diese Fähigkeit und spezialisieren sich auf die Sprachen, mit denen sie vertraut sind, bevor sie ein Jahr alt sind.
Babys lautieren, vokalisieren und verbinden Konsonanten und Vokale zu Silben (in der sogenannten ersten und zweiten Lallphase). Sie erkunden die Sprache auf jede erdenkliche Weise, noch bevor sie einzelne Wörter verstehen und produzieren.
Wortverständnis und -produktion:
Zuerst kommt das Verständnis, dann das Produzieren von Wörtern.
Zu Beginn der Wortproduktion sind "Ein-Wort-Sätze" üblich. Ein Kind zeigt zum Beispiel auf einen Ball und sagt "Ball", was verschiedene Dinge bedeuten kann, wie "Da ist ein Ball" oder "Lass uns mit dem Ball spielen".
Die Anzahl der Wörter und Ausdrücke, die ein Kind kennt und verwenden kann, wird als "Lexikon" bezeichnet. Die ersten 50 Wörter werden in einem langsameren Tempo erworben; danach wächst die Zahl der Wörter beträchtlich und schnell. Deshalb wird diese Phase auch Wortschatzexplosion genannt.
Es folgt die Produktion von "Zwei-Wort-Sätzen" und "Drei-Wort-Sätzen". Damit einher geht ein wachsendes Verständnis der Grammatik und der Art und Weise, wie Wörter angeordnet werden, um korrekte Sätze (die sogenannte Syntax) in der jeweiligen Sprache zu bilden. Ein Kind bezeichnet das Spielen mit einem Ball dann typischerweise als "Ball spielen." oder "Mama Ball spielen.". Die Grammatik und die Syntax sind vielleicht noch nicht korrekt, aber zu diesem Zeitpunkt sollten sich Eltern keine Sorgen machen. Es ist normal, dass das Kind die Regeln der Sprache(n) spielerisch erkundet. Es wird einige Zeit dauern, aber die meisten Kinder genießen es, mit Wörtern zu spielen, mit richtigen und falschen Formen, um sich verständlich zu machen. Eltern können ihr Kind unterstützen, indem sie ihm viele Gelegenheiten bieten, sich an bedeutsamen Gesprächen zu beteiligen, die auf die Interessen des Kindes oder die gemeinsamen Interessen abzielen (siehe weiter unten in diesem Kapitel den Abschnitt "Wie unterstützen?").
Einfache Sätze und zusätzliche Informationen, die den einfachen Satz vervollständigen (sogenannte Hauptsätze und Nebensätze), werden im Alter von etwa 4-5 Jahren beherrscht. Zu diesem Zeitpunkt würde ein Kind z. B. sagen: "Mama spielt heute mit mir Ball, und Papa kommt später nach." (Hauptsatz + und + Hauptsatz) oder "Mama kann heute nicht mit mir Ball spielen, weil sie arbeiten muss." (Hauptsatz + Nebensatz). In beiden Fällen enthält der zweite Teil des Satzes eine zusätzliche Information, die erklärt, was als Nächstes passiert oder warum etwas passiert. In diesem Alter entwickeln die Kinder ein immer größeres Verständnis dafür, was "früher", "später", "morgen", "gestern" usw. bedeuten. Sie entwickeln auch ein Verständnis für die Ursachen und Konsequenzen von Dingen, die passiert sind, passieren oder passieren werden. Sie drücken ihr wachsendes Verständnis der Welt aus, indem sie immer komplexere Sätze und Ausdrücke verwenden.
Mit der Zeit beherrschen Kinder auch komplexere Spracheigenschaften wie Ironie, Humor oder verschiedene Bedeutungen desselben Wortes usw. Sie fangen an, Witze zu erzählen, die für Sie als Eltern anfangs vielleicht nicht lustig klingen. Dies sind jedoch Schritte zur Entwicklung eines Sinns für Humor, der mit der Zeit zu ausgefeilteren Witzen und Anekdoten führt.
Die einzige Unterstützung, die Kinder in der Regel brauchen, sind viele Gelegenheiten, mit Eltern, Geschwistern, Gleichaltrigen, Lehrkräften usw. über verschiedene Themen zu kommunizieren. Jede Person kann als Sprachvorbild dienen. Die ersten Sprachvorbilder sind jedoch in der Regel Personen innerhalb der Familie, da Kinder in ihren ersten Lebensjahren die meiste Zeit in der Familie verbringen - mit den Menschen, die ihnen am wichtigsten sind.
Als Elternteil tragen Sie viel zum so genannten Sprachbad (Immersion) in Sprache(n) bei. Das bedeutet, dass Sie Ihrem Kind helfen können, die Sprache zu beherrschen und zu einem*r kompetenten Sprecher*in zu werden, indem Sie den täglichen und kontinuierlichen Kontakt mit der Familiensprache und der Schulsprache fördern.
Je mehr Sie mit Ihrem Kind über verschiedene Themen sprechen - und dabei unterschiedliche Wörter und Ausdrücke oder dieselben Wörter auf verschiedene Weise verwenden -, desto mehr Wörter wird Ihr Kind mit der Zeit intuitiv lernen. Das hilft Ihrem Kind, einen sogenannten reichen Wortschatz (= alle einzelnen Wörter und Ausdrücke, die eine Person kennt) aufzubauen. Je mehr Sie Ihre Handlungen mit passenden Worten begleiten (z.B. während Sie die Blumen gießen, können Sie sagen: "Ich gieße die Blumen. Sie brauchen Wasser."), desto mehr Sie die Beiträge des Kindes korrekt wiederholen (z.B. das Kind sagt: "Mama spiel mit dem Ball." Sie können sagen: "Du hast recht. Mama spielt mit dem Ball. Möchtest du den Ball?"), desto mehr helfen Sie Ihrem Kind, seinen Wortschatz zu erweitern. Übrigens korrigieren Sie sogar grammatikalische Fehler. Je mehr Eltern diesen Spracherwerb unterstützen, indem sie die korrekten Formen in Gesprächen mit dem Kind wiederholen oder offene Fragen stellen, um das Kind einzuladen, neue Sätze zu bilden (z.B. "Was macht Papa gerade?"), desto mehr kann das Kind von der Interaktion profitieren.
Je häufiger ein Kind korrekte Wortformen und Ausdrücke hört und sich an einem Gespräch beteiligen kann - das mehr als eine Ja- oder Nein-Antwort des Kindes beinhaltet -, desto leichter versteht es, wann es welche Form oder welchen Ausdruck verwenden soll. Je mehr Sie Gespräche auf spielerische Weise gestalten (z. B. mit Liedern, Reimen, dialogischem Lesen usw.) oder sich auf die spielerische Art der Interaktion mit Ihrem Kind einlassen, desto interessierter und kommunikationsfreudiger wird Ihr Kind bleiben. Außerdem wird Ihr Kind auf diese Weise mit mehr grammatikalischen Strukturen vertraut und lernt schnell die notwendigen Regeln, um ein*e kompetente*r Sprecher*in zu werden. Ein reichhaltiger Wortschatz, die Beherrschung der Grammatik und bestimmte Sprachregeln sind für eine spätere erfolgreiche Schullaufbahn unerlässlich.
Daher kommt es in einem Gespräch mit Ihrem Kind sehr darauf an, wie viel Sie sagen, was Sie sagen und wie Sie etwas sagen. Es spielt ebenfalls eine große Rolle, wie gut Sie Ihrem Kind zuhören und mit ihm interagieren. Ihr Input und Ihre Haltung beeinflussen den Wunsch des Kindes, zu einem Gespräch beizutragen!
Das Spielen mit Ihrem Kind kann jede Form der Kommunikation und Sprachentwicklung intensivieren. In Spielsituationen können Kinder Wörter und Ausdrücke erwerben. Kinder entwickeln und verhandeln die Regeln der Spiele, die sie spielen. Darüber hinaus bauen und stabilisieren sie beim Spielen Beziehungen. Sie knüpfen Verbindungen und Kontakte. Gleichzeitig werden sie angeregt, Sprache auf abenteuerliche und spannende Weise zu erkunden. Der spielerische Zugang zu neuen Wörtern, zur Grammatik und zum Aufbau von Sätzen ist daher eine sehr empfehlenswerte Strategie zur Sprachförderung.
Sie könnten zum Beispiel ein Spiel initiieren wollen, um den Spracherwerb aktiv zu unterstützen, oder aber davon profitieren, dass Ihr Kind eine Spielsituation initiiert. Das kann überall und jederzeit geschehen, auf der Straße oder zu Hause, beim Warten auf den Bus oder im Wartezimmer für den nächsten Arzttermin. Die Unterstützung des Spracherwerbs kann auf verschiednen Wegen erfolgen, z. B. durch...
Option 1 für jüngere Kinder: - Sie haben einen echten Koffer vor sich liegen und, wenn möglich, verschiedene Gegenstände, aus denen das Kind oder die Kinder einen auswählen können, wenn ihnen nichts anderes einfällt.
Option 2 für ältere Kinder: - Sie stellen sich vor, dass Sie einen Koffer vor sich haben, und überlegen, was Sie einpacken wollen.
Zunächst entscheiden Sie mit Ihrem Kind/Ihren Kindern, wohin Sie reisen und warum Sie dorthin reisen möchten. Dann können Sie sich vorstellen, was Sie für dieses Abenteuer alles einpacken müssten. Alle bringen ihre eigenen Ideen mit und helfen so, den Koffer zu packen.
Ein Elternteil oder die pädagogische Fachkraft können das Spiel beginnen, indem sie Folgendes sagen: "Ich packe meinen Koffer und nehme ein Hemd mit." Dann ist das Kind an der Reihe, etwas in den Koffer zu packen.
Das Kind muss den Gegenstand benennen, der als nächstes eingepackt werden soll. Außerdem muss es sich merken und benennen, was sich bereits im Koffer befindet. Dann macht die nächste Person auf die gleiche Weise weiter und füllt den Koffer, während sie alles benennt, was bereits drin ist. Zum Schluss nennt sie den neuen Gegenstand, den sie hinzufügt. Jede Person sollte versuchen, sich alles richtig zu merken (beim Spielen mit älteren Kindern könnten die Gegenstände weiterhin in der richtigen Reihenfolge genannt werden). Wenn alle etwas in den Koffer gepackt haben, kann das Spiel entweder beendet oder fortgesetzt werden.
Eine Person beginnt das Spiel, indem sie sagt: "Es war einmal ein kleines Mädchen, das nach...". An dieser Stelle wird das Kind aufgefordert, die Geschichte mit zwei weiteren Sätzen fortzusetzen. Dann setzt wiederum die nächste Person die Geschichte dort fort, wo die anderen aufgehört haben. Auf diese Weise trägt Ihr Kind mehr und mehr zum Gespräch bei. Jedes Mal, wenn Sie dieses Spiel spielen, erfinden Sie gemeinsam eine neue Geschichte. Dabei können Sie und Ihr Kind viel Spaß haben und sich über die lustige Geschichte freuen, die sich langsam entfaltet.
Um anzufangen, könnte eine Person zum Beispiel sagen: "Ich sehe was, was du nicht siehst, und es beginnt mit dem Buchstaben A / es ist blau". Alle schauen sich um und versuchen herauszufinden, was die Person gemeint hat. Nacheinander versuchen die Spieler*innen, die richtige Antwort mit den Worten "Ist es vielleicht...?" zu erraten. Die Person, die es richtig errät, darf nun die Führung übernehmen und einen anderen Gegenstand zum Erraten benennen.
Sie könnten sich auch überlegen, ein Spiel in Ihre Abendroutine einzubauen. Wenn Sie Ihr Kind ins Bett bringen, nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um Ihren Tag zu besprechen, indem Sie einfache Fragen stellen: 1) Wie fühlst du dich jetzt gerade? 2) Willst du mir etwas über deinen Tag erzählen? 3) Welche neuen Dinge hast du heute herausgefunden/gelernt? 4) Wofür bist du für den heutigen Tag dankbar? Jede Person kann diese Fragen abwechselnd beantworten. Jüngere Kinder werden anfangs wahrscheinlich weniger ausführliche Antworten geben. Mit der Zeit werden Sie jedoch sehen, dass sie mehr und mehr zum Gespräch beitragen.
Sie können aktiv nach Wörtern suchen, die mit einem bestimmten Buchstaben beginnen, wie im Spiel c) erwähnt. Von da an können Sie ein Gespräch auf den Dingen aufbauen, die ihr Kind sagt. Angenommen, Ihr Kind möchte Ihr Interesse auf eine Tasse auf dem Tisch lenken. In diesem Fall können Sie das Gespräch mit Fragen darüber fortsetzen, was das Kind gerne aus einer Tasse trinkt. Angenommen, das Kind erwähnt einen Gegenstand, der gelb ist. In diesem Fall können Sie das Interesse Ihres Kindes verstärken, indem Sie fragen, was sonst noch gelb ist, oder sogar andere gelbe Gegenstände erwähnen, die Sie selbst mögen. Auf diese Weise erwerben Kinder nach und nach weitere Wörter und deren Bedeutungen.
Sie können sogar ein paar aktive Anteile mit einbauen. Wenn Sie zum Beispiel "Ich packe meinen Koffer" spielen, könnten Sie tatsächlich einen Koffer mit Gegenständen packen, die Ihr Kind Ihnen bringt. Von da an können Sie das Gespräch fortsetzen, indem Sie z. B. nachfragen, wo das Kind mit dem Koffer gerne hinfahren möchte.
Ein Ball fördert die motorischen und sozialen Kompetenzen sowie die Sprachentwicklung. Dies können Sie als Eltern aktiv unterstützen. Durch das Spielen mit einem Ball kann ein Kind die Bedeutung der Wörter "langsam" und "schnell", "niedrig" und "hoch", "links" und "rechts" usw. verstehen. Ein Ball kann "unter einen Tisch" rollen oder "auf einen Stuhl" gelegt werden. Beim Spielen mit einem Ball muss man der anderen Person normalerweise sagen, was man mit dem Ball machen will oder wie das Spiel weitergehen soll. Jede Aktion im Spiel mit Worten zu begleiten, kann das sprachliche Repertoire des Kindes erweitern - solange es sich um sinnvolle Interaktionen für das Kind handelt, die häufig erlebt werden. Der Ball ist nur ein Beispiel dafür, wie Spielzeug und Spiele als sprachentwicklungsfördernde Situationen im Laufe des Tages eingesetzt werden können. Jede Aktivität, auf die sich Ihr Kind konzentriert, wie z. B. ein Puzzle oder das Bauen eines Turms mit Bauklötzen, kann als Spracherwerbssituation dienen. Sie können dies als Gelegenheit nutzen, um ein Gespräch zu beginnen, das für Sie beide interessant ist. Auf diese Weise können Sie die Verbindung zu Ihrem Kind aufrechterhalten.
Reime und Lieder helfen auch, die Gesichtsmuskeln zu trainieren und die Fähigkeit zu verbessern, Wörter richtig auszusprechen. Kinder lieben Reime, die sie durch Wiederholung auswendig lernen können. Sie lieben es, mit Worten zu spielen. Reime eignen sich hervorragend für diesen Zweck; die meisten Kinder profitieren vom Reimen und Lieder Hören. Daher können Reime und Lieder Kinder dabei unterstützen, spielerisch zu kompetenten Sprecher*innen zu werden. Außerdem ist es ein wesentlicher Bestandteil jeder Kultur und Sprache, bestimmte Reime und Lieder zu kennen.
Wenn Sie mit Ihrem Kind ein Buch lesen, können Sie eine interaktive Art des Lesens und Nacherzählens der Geschichte wählen. Dabei geht es nicht nur darum, dass das Kind Ihnen beim Lesen zuhört. Es geht um die gemeinsame Erfahrung des Geschichtenerzählens. Sie können die Geschichte gemeinsam erkunden und ihr Kind an einigen Stellen selbst weiter erzählen lassen. Sie können die Geschichte sogar mit Details ergänzen und Ihrem Kind Fragen zur Geschichte stellen. Auf diese Weise kann sich ein gemeinsames Gespräch zwischen Ihnen und Ihrem Kind entwickeln. Das wiederholte Lesen desselben Buches kann solche Dialoge fördern und dem Kind helfen, jedes Mal mehr Worte und Ideen zur Geschichte beizutragen.
Sie könnten zum Beispiel ein Foto beschreiben, das einen Jungen zeigt, der mit einem Spielzeugdrachen spielt, und Ihrem Kind sagen: "Schau, das Mädchen spielt mit einem Drachen." oder "Schau, der Junge lässt einen Drachen steigen!" Viele Kinder werden lachen, protestieren, sagen, dass Sie einen Fehler gemacht haben, und versuchen, Sie mithilfe ihrer Sprachkenntnisse zu korrigieren. Selbst wenn das nicht der Fall ist, können Sie das Gespräch fortsetzen, indem Sie das Kind fragen, ob es das, was Sie gesagt haben, für richtig hält, und von dort aus weitermachen, indem Sie fragen, was das Kind selbst auf dem Foto sieht.
Es gibt viele ähnliche Möglichkeiten, mit Sprache zu spielen, die Kinder interessieren und die Sprachentwicklung fördern.
Sie fragen sich vielleicht, ob Ihr Kind verwirrt wird, wenn zu Hause oder in der Umgebung (z. B. im Kindergarten/in der Kita oder in der Schule) mehr als eine Sprache gesprochen wird. Vielleicht sind Sie besorgt, wenn Ihr Kind regelmäßig zwischen Sprachen wechselt. Sie denken vielleicht, dass Ihr Kind die Sprachen nicht auseinanderhalten kann. Sie machen sich vielleicht Sorgen, ob mehr als eine Sprache bei der Einschulung zum Problem werden könnte. Vielleicht denken Sie sogar, dass Mehrsprachigkeit von klein auf bestimmte Nachteile für die Entwicklung Ihres Kindes mit sich bringt.
Wir wollen erklären, warum der Erwerb von mehr als einer Sprache und der regelmäßige Wechsel zwischen den Sprachen in der Regel kein Problem darstellt, wenn Kinder und Erwachsene mit jemandem kommunizieren, der die gleichen Sprachen spricht wie sie. Darüber hinaus wollen wir einige Mythen über Zwei-/Mehrsprachigkeit ansprechen und den aktuellen Stand der Forschung vorstellen, der diese Mythen bestätigt oder widerlegt. Außerdem werden wir einige Aktivitäten zum Umgang mit dem typischen Phänomen des Sprachwechsels (dem sogenannten Code-Switching) anbieten.
Die Sprachentwicklung ist ein komplexer Prozess. Wenn wir eine Sprache erwerben, reserviert unser Gehirn Platz für alle Teile dieses sich entwickelnden Sprachsystems. In diesem Raum befindet sich ein ständig wachsendes Netz von Zellen, die aktiviert werden, wenn eine Kommunikation stattfinden soll. Dieses Netzwerk von Zellen transportiert und verbindet Informationseinheiten, die mit dem Sprachverständnis und der Sprachproduktion verbunden sind. Wenn ein Kind mehr als eine Sprache erwirbt/erlernt, baut das Gehirn zusätzliche Verbindungen zwischen den verschiedenen Sprachen auf. Sie werden alle aktiviert, wenn wir kommunizieren wollen. Unser Gehirn entscheidet dann schnell, welche Sprache in welchem Kontext und mit wem mehr Sinn macht. Normalerweise müssen wir nicht einmal darüber nachdenken.
Wenn wir wissen, dass die Person, mit der wir kommunizieren wollen, dieselben Sprachen spricht wie wir, muss sich unser Gehirn nicht nur auf eine Sprache konzentrieren. In diesem Fall bietet das Gehirn sofortigen Zugang zu allen Kenntnissen und Fähigkeiten in allen Sprachen, die wir in einem alltäglichen Gespräch verwenden können (auch sprachliches Repertoire genannt). Folglich können wir einen größeren Teil des Wortschatzes oder der Grammatik verwenden. Es hilft, die Sprache zu wählen, die am besten geeignet ist, um etwas genau und mit mehr bedeutungsvollen Details zu beschreiben. Darüber hinaus kann der Zugang zu einigen Wörtern und Ausdrücken in einer Sprache schneller erfolgen als in einer anderen, und wir können die Sprache verwenden, die uns zuerst einfällt, ohne Angst haben zu müssen, nicht verstanden zu werden.
Der Wechsel von einer Sprache zur anderen ist Teil unserer mehrsprachigen Realität und wird Code-Switching genannt. Code-switching kann innerhalb eines Satzes, zwischen Sätzen oder bei einem Themenwechsel stattfinden. Code-switching ist ein Zeichen für eine*n hochkompetente*n Sprecher*in, denn die Regeln der verwendeten Sprachen werden in der Regel eingehalten, und die Sprache wird kreativ und effektiv eingesetzt, um sich verständlich zu machen. Kinder lernen sehr schnell, mit wem sie die Sprachen, in denen sie kompetent sind, verwenden können.
Wenn Kinder schon früh Zugang zu einem reichhaltigen Wortschatz und genügend Zeit zum Üben in authentischen und bedeutungsvollen Gesprächen erhalten, können sich die verschiedenen Sprachen parallel in gleich umfassender Qualität und Quantität entwickeln. Wenn dies der Fall ist, kann das Code-Switching schnell erfolgen. Wenn man Kindern einen ausgewogenen Zugang zu verschiedenen Sprachen ermöglicht, zeigt man ihnen, dass alle Sprachen wertvoll und wichtig sind und dass sie ihr Sprachrepertoire ohne zu zögern nutzen können. Langfristig kann dies den Kindern helfen, kompetente, stolze Sprecher*innen in jeder Sprache zu werden, mit der sie vertraut gemacht werden.
Typische Aussagen, die man über Zwei-/Mehrsprachigkeit hört. Ist da etwas Wahres dran?
"Zwei- und mehrsprachig zu sein, ist kein 'normaler Zustand'."
Einsprachig zu sein ist weltweit betrachtet tatsächlich relativ selten. Die Mehrheit der Weltbevölkerung ist zumindest bis zu einem gewissen Grad zweisprachig, wenn nicht sogar mehrsprachig. Mit anderen Worten ist dies der "normale" Zustand.
"Kinder, die mit mehr als einer Sprache aufwachsen, werden verwirrt sein." oder "Zwei- oder mehrsprachig aufzuwachsen, hindert Kinder daran, kompetente Sprecher*innen in allen Sprachen zu werden, die sie erworben haben."
Es gibt keinen Beweis dafür, dass Kinder durch mehr als eine Sprache verwirrt werden.
Kinder werden zu kompetenten Sprecher*innen in allen Sprachen, mit denen sie aufwachsen, solange es genügend sinnvolle Unterhaltungen gibt - reich an Wörtern und Ausdrücken - und solange das Kind keine anderen geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen hat. Beeinträchtigungen wirken sich in der Regel auf alle Sprachen aus, mit denen das Kind vertraut gemacht wird.
"Code-Switching verwirrt Kinder und zeigt, dass sie die Sprachen, mit denen sie aufwachsen, nicht beherrschen."
Code-Switching ist eine Kompetenz auf verschiedenen Ebenen: Einerseits zeigt es die Fähigkeit der sprechenden Person, Grammatik und Ausdrücke verschiedener Sprachen korrekt zu verwenden. Andererseits kann das Code-Switching dazu beitragen, Gespräche zu erleichtern oder bestimmte Aspekte der Sprache zu betonen, die der sprechenden Person in einer bestimmten Situation am angemessensten erscheinen.
"Zwei- oder mehrsprachig aufzuwachsen hat negative Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern."
Im Gegenteil, es hat sogar einige positive Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung von Kindern.
Studien deuten darauf hin, dass zwei- oder mehrsprachig aufwachsende Kinder einige wichtige Fähigkeiten früher entwickeln können als einsprachig aufwachsende Kinder, weil sie ständig und täglich Sprachen vergleichen, zum Beispiel das Wissen über Sprachen und ihre Regeln. Auch das Bewusstsein für verschiedene Laute und Silben und wie sie zu Wörtern verbunden werden können, kann sich früher entwickeln. Zudem können sich die Kontrolle und Konzentration der Aufmerksamkeit und das Wissen darüber, dass andere etwas anderes wissen als man selbst, bei mehrsprachigen Kindern früher entwickeln. Außerdem kann sich das zwei- oder mehrsprachige Aufwachsen positiv auf die Kommunikationsstrategien und die Motivation auswirken, sich mit noch mehr Sprachen (und Kulturen) auseinanderzusetzen.
"Wenn man zwei- oder mehrsprachig aufwächst, hat man einen Vorteil, wenn man später eine weitere Sprache lernen will."
Ja, das kann ein Vorteil sein. Zwei- oder mehrsprachig aufwachsende Kinder vergleichen schon früh, wie Sprachen funktionieren und welche Regeln in der jeweiligen Sprache wichtig sind. Folglich verstehen sie unterschiedliche Sprachregeln und -strukturen meistens schneller und können eine Sprache schneller beherrschen, wenn sie (eine) weitere Sprache/n zu einem späteren Zeitpunkt erlernen.
"Je später man Kinder mit einer zweiten oder dritten Sprache vertraut macht, desto besser ist es für das Kind."
Im Gegenteil: Je früher ein Kind eine neue Sprache lernt, desto leichter wird es diese beherrschen - vorausgesetzt, es liegt keine geistige oder körperliche Beeinträchtigung oder mangelnde Unterstützung im Lernprozess vor. Im Allgemeinen verändern sich die Lernprozesse mit der Zeit, und der Aufwand für das Erlernen einer neuen Sprache nimmt ab dem Schulalter zu.
"Man ist nur dann zwei- oder mehrsprachig, wenn man beide/alle Sprachen perfekt beherrscht."
Zwei- oder mehrsprachig zu sein bedeutet, sich in beiden/allen relevanten Sprachen ausreichend verständigen zu können. Eine Sprache perfekt zu beherrschen, ist eine seltene Leistung, selbst für Menschen, die sich selbst als einsprachig bezeichnen.
Wenn Kinder einen Laut in einer Sprache falsch aussprechen (das kann passieren, wenn z. B. der Buchstabe "r" oder "th" in bestimmten Sprachen unterschiedlich ausgesprochen wird) oder sich an Wörter in einer Sprache nicht erinnern, bedeutet das nicht, dass sie nicht zwei- oder mehrsprachig sind.
"Eltern sollten zu Hause auch die Schulsprache fördern, um die Schullaufbahn ihrer Kinder zu unterstützen."
Im Gegenteil, die Eltern sollten zu Hause ihre Familiensprache sprechen, die Sprache, in der sie sich am besten ausdrücken können. Das hat verschiedene Vorteile:
Auf diese Weise können Sie die Schulsprache zu einem Abenteuer machen, das sich für alle in der Familie lohnt.
Aktivitäten, die die Sprachentwicklung im Allgemeinen fördern, eignen sich auch für die Unterstützung der mehrsprachigen Erziehung. Sie müssen lediglich für alle beteiligten Sprachen angepasst werden.
Familien und Einrichtungen wenden unterschiedliche Strategien an, um mit Zwei-/Mehrsprachigkeit in ihrem Alltag umzugehen. Welche Strategie gewählt wird, hängt davon ab, wovon sich die besten Prozesse für die Kinder erhofft werden. Mit zunehmendem Wissen über Zwei-/Mehrsprachigkeit erweisen sich bestimmte Strategien langfristig als mehr oder weniger wertvoll für die Entwicklung von Sprachkompetenzen.
Lange Zeit wurde Eltern geraten, die Schulsprache auch zu Hause zu verwenden, um Verwirrung und Überforderung des Kindes zu vermeiden. Dieser Rat war in der Regel gut gemeint, aber inzwischen hat die Forschung gezeigt, dass er das Kind - und auch den Rest der Familie - seiner Sprache und kulturellen Identität beraubt. Wenn es keine tägliche Routine für die Verwendung der Familiensprache gibt, wird sie vernachlässigt. Wenn die Eltern die Schulsprache nicht fließend beherrschen und die Grammatik- und Wortschatzkenntnisse eingeschränkt sind, erhält das Kind beim Spracherwerb (evtl.) nicht genügend Unterstützung. Dies ist weder für den Erwerb der Familiensprache noch für den Erwerb der Schulsprache förderlich. Zu bedenken ist auch, dass das Erlernen verschiedener Sprachen für das Kind in der Regel eine überschaubare Herausforderung darstellt (siehe Kapitel 2). Daher wird diese früher beliebte Strategie heute als nicht empfehlenswert angesehen.
Ein anderer Ansatz ist die Strategie "eine Person, eine Sprache". Jeder Elternteil kommuniziert mit dem Kind in der Sprache, die er am besten beherrscht. Auf diese Weise erhält das Kind differenzierte und vielfältige Ausdrücke und Wörter in jeder Sprache, die die Eltern für ihre Kommunikation wählen. Gefühle und Ideen lassen sich in der Regel besser mit angemesseneren Worten in derjenigen Sprache ausdrücken, die ein Elternteil am besten beherrscht. Diese Strategie bietet dem Kind auch viele Gelegenheiten, die Sprachen in authentischen Situationen zu erwerben. So kann auch die sprachliche und kulturelle Identität bewahrt werden, da das Kind Zugang zu den verschiedenen Anteilen des sprachlichen Erbes der Familie hat.
Eine Variante dieser Strategie besteht darin, dass die Eltern zu Hause die Familiensprache sprechen, aber in die Schulsprache wechseln, sobald sie außerhalb des Hauses interagieren - oft in dem Versuch, sich an ihre Umgebung anzupassen.
Diese Strategie erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Bemühungen, eine der Sprachen konsequent zu verwenden und nicht zu einer anderen Sprache zu wechseln, wenn zu Hause mehr als eine Familiensprache verwendet wird. Es kann viel "Übersetzen" für den anderen Elternteil bedeuten, der möglicherweise eine bestimmte Familiensprache nicht beherrscht. Andererseits kann diese Strategie, wenn sie konsequent verfolgt wird, den Erwerb eines reichhaltigen Wortschatzes in den Sprachen unterstützen, mit denen das Kind in Kontakt kommt. Außerdem ermöglicht diese Strategie den Eltern, ihre gegenseitige Wertschätzung für die kulturelle Identität des Partners zum Ausdruck zu bringen.
Translanguaging ist ein Ansatz, bei dem alle an einem Gespräch Beteiligten ihr gesamtes sprachliches Repertoire (alle Sprachkenntnisse und das Vokabular in allen Sprachen, mit denen eine Person vertraut ist) einsetzen können. Dieser Ansatz respektiert die mehrsprachigen Realitäten der Familie. Er ermöglicht es Erwachsenen und Kindern, frei zu interagieren und ihre Sprachkenntnisse optimal zu nutzen. Diese Strategie erfordert ein Bewusstsein für verschiedene sprachfördernde Situationen, um das sprachliche Repertoire des Kindes auf ausgewogene Weise zu unterstützen. Mit anderen Worten: Das Kind wird aufgefordert, sein gesamtes sprachliches Repertoire zu nutzen, um sich auszudrücken. Dennoch sind die Eltern dafür verantwortlich, die Sprachentwicklung in jeder Sprache, mit der das Kind vertraut ist, so gut wie möglich zu unterstützen. Auf diese Weise kann das Kind in jeder angebotenen Sprache neue Impulse erhalten und die Schulsprache im Einklang mit der elterlichen Zustimmung effizienter lernen. Darüber hinaus können Eltern auch ihr eigenes sprachliches Repertoire vertiefen, während sie ihren Kindern gleichzeitig gute Lerngelegenheiten bieten.
Studien zeigen, dass es für Kinder, die mit mehr als einer Sprache aufwachsen, einige Vorteile gibt. Die Kinder können tendenziell schneller verstehen, wie Sprachen im Allgemeinen funktionieren. Da sie täglich mit verschiedenen Sprachen und deren Grammatik und Wörtern zu tun haben, vergleichen sie schon früh die Sprachen und ihre Regeln. Dies geschieht in der Regel auf spielerische Art und Weise. Sie können aufmerksamer und bewusster auf den Klang und die Zusammensetzung von Wörtern achten, was den Spracherwerb und das Lernen auch in anderen Sprachen, z. B. der Schulsprache, zusätzlich beschleunigen kann. Sie sind möglicherweise in der Lage, ihre Aufmerksamkeit früher und besser zu fokussieren als Kinder, die nur mit der Schulsprache aufwachsen. Auch verstehen sie vielleicht früher, dass andere Menschen andere Dinge wissen können als sie selbst (die so genannte Theory of the Mind). Daher kann es als wertvoll für die allgemeine Entwicklung eines Kindes angesehen werden, von Anfang an mit mehr als einer Sprache aufzuwachsen.
Die Familiensprache spielt dabei eine wichtige Rolle (wenn sie von den Eltern nicht vernachlässigt oder deren Erwerb wenig unterstützt wird). Die Eltern vermitteln nicht nur Wörter, Ausdrücke und Grammatik, indem sie die Sprachen verwenden, die sie am besten beherrschen. Sie vermitteln auch Werte, Überzeugungen, Ideen und Einstellungen, die Teil ihrer Sprache und kulturellen Identität sind. Das Sprechen und Hören der Familiensprache kann auch ein Gefühl der Zugehörigkeit und Geborgenheit vermitteln. Je nach Kontext, in dem Familien leben, kommunizieren sie auf unterschiedliche Weise mit ihren Kindern, verwenden unterschiedliche Themen bei der Interaktion und eine unterschiedliche Anzahl von Wörtern und Ausdrücken und sprechen ihre Kinder auf unterschiedliche Weise an. Je mehr Eltern mit ihren Kindern sprechen, desto mehr können die Kinder von der Familiensprache profitieren. Die Kompetenz und das Selbstvertrauen in der Familiensprache können die Motivation und die Neugier des Kindes, andere Sprachen zu lernen, steigern. Mit anderen Worten: Es kann auch das Erlernen der Schulsprache unterstützen. Aus diesem Grund wird Eltern empfohlen, sich um die Beibehaltung der Familiensprache zu bemühen.
Der frühe Zugang zur Schulsprache wird als entscheidend für die weitere Schullaufbahn von Kindern angesehen. Forscher*innen zufolge könnten Kinder davon profitieren, wenn sie früh und systematisch an die Schulsprache herangeführt werden. Idealerweise könnte das vor der Einschulung geschehen. Dies ist wichtig, weil es Kinder befähigt, die Anweisungen der Lehrkräfte zu verstehen und parallel zu Gleichaltrigen zu lernen. Ohne einen frühzeitigen und umfassenden Zugang zur Schulsprache wird Bildungsgerechtigkeit nur selten erreicht, und viele Kinder haben während ihrer gesamten Kindheit Mühe, ihren Rückstand aufzuholen. Dies kann zu einem geringeren Erfolg in ihrer späteren schulischen und beruflichen Laufbahn führen. Pädagogische Fachkräfte können hier eine entscheidende Rolle spielen, denn sie sind oft die ersten, die die Schulsprache systematisch einführen. Auch die Eltern können ihren Kindern die Situation erleichtern, indem sie ihnen Möglichkeiten bieten, sich zu Hause mit der Schulsprache vertraut zu machen. Mit anderen Worten: Eltern sollten ihre Kinder so früh wie möglich beim Versuch unterstützen, kompetente Nutzer*innen der Familien- und Schulsprache zu werden.
Wenn man mit mehr als einer Sprache aufwächst:
Wir leben in einer mehrsprachigen Welt. Die Familien- und die Schulsprache sind beide Teil der Realität eines Kindes. Kinder haben in der Regel zu Hause Zugang zu beiden Sprachen, z. B. über die Mediennutzung. Als Eltern sollten Sie zu Hause keine Sprachen ablehnen oder ausschließen, weder die Familiensprache noch die Schulsprache. Es ist wichtig, dass das Kind das Gefühl bekommt, dass alle Sprachen in der Familie willkommen sind und geschätzt werden, auch wenn die Familiensprache wahrscheinlich - und zu Recht - zu Hause mehr verwendet und gefördert wird.
Hier sind einige Beispiele, die Ihnen eine Vorstellung davon geben können, wie Sie die Schulsprache zu Hause leicht und spielerisch fördern können, ohne die Familiensprache zu vernachlässigen.
Aaron (4 Jahre) kommt mit einem neuen Lied, das er am Morgen gelernt hat, aus dem Kindergarten zurück. Seine Mutter ist zunächst ein wenig verwirrt. Sie hat das Lied vor langer Zeit schon oft gehört, aber nie mit einem anderen Text als dem ihrer Familiensprache. Aaron singt den Text in der Schulsprache, die sie weder versteht noch gut spricht. Zu Hause sprechen sie normalerweise alle die Familiensprache.
Solche kleinen Ereignisse passieren öfter, als man denkt. Aber wie soll man darauf reagieren? Um zu zeigen, dass sie die Schulsprache schätzt, könnte sie zum Beispiel aktiv der "Schulsprachversion" zuhören, die Aaron singt, und dann Aarons Aufmerksamkeit auf die Version in ihrer gemeinsamen Familiensprache lenken. Sie könnten beide Versionen gemeinsam singen, oder Aaron könnte eine Version, und seine Mutter die andere singen. Auf diese Weise könnten beide davon profitieren. Aaron könnte auch den Liedtext in der Familiensprache lernen und ihn am nächsten Tag stolz im Kindergarten präsentieren. Seine Mutter könnte ein paar neue Wörter in der Schulsprache lernen. Solche kurzen Begegnungen sind wertvolle Zeit mit Ihrem Kind und gleichzeitig eine wunderbare Gelegenheit, das Sprachenlernen spielerisch zu unterstützen.
Nina (3 Jahre alt) möchte, dass ihr Vater ihr ein Buch vorliest, das sie von ihrem Nachbarn Max (4 Jahre alt) geschenkt bekommen hat. Das Buch ist in der Schulsprache geschrieben, aber zu Hause sprechen sie nur ihre Familiensprache. Ihr Vater versteht und spricht die Schulsprache nicht gut, aber er hat begonnen, Kurse zu besuchen, um sie zu lernen.
Ihr Vater könnte Nina das Buch in der Schulsprache vorlesen. Vielleicht wird Nina sogar darauf bestehen, dass ihr Vater das Buch genau so vorliest, wie sie es gehört hat, als Max' Mutter es ihr und Max einmal vorgelesen hat. Später könnten Nina und ihr Vater die Geschichte in ihrer gemeinsamen Familiensprache nacherzählen und sogar einige Details hinzufügen oder die Geschichte diskutieren. Auf diese Weise wird keine Sprache abgelehnt.
Sanaa (5 Jahre alt) ist mit ihrer Familie aus Syrien in die EU geflohen. Sie leben in einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete. Sie geht noch nicht in den Kindergarten/in die Kita. Außerdem spricht fast keines der anderen Kinder oder Familien in der Unterkunft die Schulsprache. Der Zugang zur Schulsprache ist daher äußerst begrenzt. In einem Jahr wird sie ohne Kenntnisse der Schulsprache zur Schule gehen müssen. Ihr älterer Bruder erhält derzeit Sprachförderung, um sich auf die Schule vorzubereiten. Er tut sich schwer mit der Schulsprache und versteht die Lehrkräfte nur schwer. Am Nachmittag sehen sie sich gemeinsam animierte Videos für Kinder in der Schulsprache an, um sich daran zu gewöhnen. Ihre Mutter sitzt in der Nähe und hört ebenfalls zu.
Als Eltern wird Ihnen nahegelegt, Ihre Familiensprache zu verwenden, aber auch so bald wie möglich offen zu sein für die Schulsprache, da diese für den weiteren schulischen und beruflichen Erfolg Ihres Kindes von entscheidender Bedeutung sein wird. Die Schulsprache wird auch für die Integration in die umgebende Gesellschaft wichtig sein. Die meisten Bücher und Medien, mit denen Ihr Kind konfrontiert wird, werden in der Schulsprache verfasst sein. Viele gleichaltrige Kinder werden vermutlich ebenfalls mehrsprachig sein, und ihre gemeinsame Kommunikationssprache wird wahrscheinlich die Schulsprache sein. Je früher Ihr Kind Zugang zur Schulsprache erhält, desto mehr Zeit hat es, sie vor der Einschulung zu lernen, und desto besser ist es auf den Schuleintritt vorbereitet. Eltern können den Zugang zur Schulsprache erleichtern und vorantreiben und sogar selbst davon profitieren, indem sie gemeinsam mit ihren Kindern lernen.
Das Gleiche gilt für die zunehmende Nutzung von Apps. Spiele- oder Bildungs-Apps werden nicht in allen Sprachen entwickelt und veröffentlicht. Als Eltern können Sie zeigen, dass Sie die Schulsprache schätzen, indem Sie mit Ihrem Kind Medien in der Schulsprache erkunden. Sie können die Lehrkräfte Ihrer Kinder oder auch andere Eltern fragen, ob sie Apps kennen, die beim Erkunden der Schulsprache helfen können.
Auf diese Weise können Eltern, auch wenn sie die Schulsprache nicht als Familiensprache sprechen, ihren Kindern helfen, einen besseren Zugang zu ihr zu finden. Es wird jedoch nicht empfohlen, die Familiensprache in diesem Prozess zu vernachlässigen. Die Familiensprache sollte ihre Bedeutung nicht verlieren.
Der Schlüssel zur Sprachentwicklung - unabhängig von der Familien- oder Schulsprache - ist ein Lernumfeld mit vielen authentischen Gesprächen, in denen so viele Wörter und Ausdrücke wie möglich vorkommen, mit vielfältigen Anregungen und dem Gefühl, dass alle Sprachen geschätzt und akzeptiert werden. Es können viele Strategien angewandt werden und geeignet sein, solange Sie Ihr Kind nicht dazu zwingen, die eine oder andere Sprache zu benutzen oder es sogar dafür bestrafen, dass es die eine oder andere Sprache nicht benutzt. Die Sprachförderung sollte idealerweise spielerisch, ungezwungen und implizit erfolgen und mit positiven Erfahrungen für das Kind verbunden sein.
Sprachbildung kann überall und in jeder Situation stattfinden. Ihr Kind ist neugierig und will lernen und entdecken. So können Sie zum Beispiel sogar beim Spazierengehen gemeinsam versuchen, die Straßenschilder zu lesen. Das fördert die Sprachentwicklung und die Lese- und Schreibkompetenz. Sie können zum Beispiel versuchen, gemeinsam mit Ihrem Kind herauszufinden, was ein bestimmtes Straßenschild bedeuten könnte, und Ihre Ideen besprechen. Ein ähnlicher Prozess kann jedes Mal passieren, wenn Sie mit Ihrem Kind im Supermarkt sind.
Ein Kind (5 Jahre alt) erkennt bereits die Vokale in der Schulsprache, wie a, e, i, o, u. Gemeinsam mit seiner Mutter findet es heraus, dass sich z. B. das Wort Banane auf die Bananen vor ihm bezieht. Weiterhin kann das Kind auch versuchen, herauszufinden, was die Buchstaben auf den Kästchen bedeuten, und beide können zusammen herausfinden, was damit gemeint ist. Auf diese Weise können Mutter und Kind spielerisch die Schulsprache entdecken. Außerdem bekommt das Kind eine Vorstellung davon, wie Wörter geschrieben werden, ohne sie explizit lernen zu müssen. Auf diese Art durch den Supermarkt zu gehen bringt beiden etwas. Interaktionen dieser Art können überall stattfinden und Eltern und Kindern einen spielerischen Zugang zur Schulsprache ermöglichen, auch wenn sie diese noch nicht sprechen oder verstehen.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Ihre gemeinsamen Alltagserfahrungen. Auf diese Weise helfen Sie Ihrem Kind, die Welt, die es umgibt, zu verstehen. Verwenden Sie die Familiensprache so oft wie möglich. Machen Sie sich und Ihr Kind außerdem mit der Schulsprache vertraut, die ein wichtiger Bestandteil Ihres Lebens sein wird, sobald Ihr Kind in das Bildungssystem eintritt. Sie können zwar betonen, dass sich Ihre Familiensprache von der Schulsprache unterscheidet und dass Ihre Familiensprache diejenige ist, die Sie am besten kennen und auf die Sie sich zu Hause konzentrieren werden. Dennoch können Sie sich jedoch mit beiden, also sowohl mit der Schul- als auch mit der Familiensprache befassen (z. B. ein Spiel daraus machen, Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zwischen den Sprachen zu finden) und Ihrem Kind zeigen, dass alle Sprachen wichtig sind und eine Rolle spielen.
Pädagogische Fachkräfte sind oft unsicher, wie sie mit Kindern umgehen sollen, die mit einer anderen Familiensprache als der Schulsprache aufwachsen. Es besteht die weit verbreitete Annahme, dass diese Kinder Gefahr laufen, in ihrer späteren Schullaufbahn zu scheitern, und dass sie alle so schnell wie möglich eine intensive Sprachförderung benötigen. In einigen Ländern gibt es Programme für eine frühzeitige Sprachförderung - insbesondere für Kinder mit internationaler Geschichte, von denen meist angenommen wird, dass sie sie am meisten benötigen. Diese Annahme hat sich jedoch als zu kurzsichtig erwiesen, und es hat sich gezeigt, dass solche Programme oft nicht so gut funktionieren wie erwartet. Das Risiko für Kinder mit einer anderen Familiensprache als der Schulsprache, die Schullaufbahn nicht erfolgreich zu meistern, steigt nur dann, wenn noch andere Faktoren hinzukommen (wie fehlende Sprachbildung zu Hause, fehlender Zugang zu Büchern und wenn die Eltern weniger Erfahrung mit Bildung und Schulbildung im Allgemeinen haben).
Wenn Kinder jedoch zum Zeitpunkt ihrer Einschulung nur wenig bis gar keine Erfahrung mit der Schulsprache haben, kann es sein, dass sie Schwierigkeiten haben, Inhalte und Anweisungen zu verstehen, die andere Kinder leicht verstehen und befolgen können, einfach weil ihnen die Schulsprache vertraut ist. Kinder können sehr von einem frühen Eintauchen in die Schulsprache (Immersion) durch Gleichaltrige und Fachkräfte profitieren – am besten geschieht dies schon im Vorschulalter. Ähnliche Startbedingungen bei der Einschulung anzustreben, ist nichts weniger als eine Frage der zukünftigen Chancengerechtigkeit und Bildungsteilhabe.
Immersionsprozesse funktionieren besser, wenn sich Familien und Kinder mit all ihren Stärken und Ressourcen, einschließlich ihrer Familiensprache, willkommen, gesehen und respektiert fühlen. Die Familiensprache ist Teil ihrer sozialen, kulturellen und sprachlichen Identität. Sie sollte nicht als weniger wertvoll angesehen werden als die Schulsprache. Das Ignorieren oder gar Verbieten der Familiensprache, z. B. im Kindergarten/in der Kita zugunsten einer Immersion in die Schulsprache, führt oft zu unbeabsichtigten Ergebnissen. Es kann beim Kind ein Gefühl der Ablehnung hervorrufen. Dies kann sich negativ auf die Selbstwahrnehmung und die Motivation des Kindes auswirken, sich weiter mit anderen Sprachen, z. B. der Schulsprache, zu beschäftigen.
Kurz gesagt sollte die Berücksichtigung der Familiensprache und die Förderung (des Erlernens) der Schulsprache Teil des pädagogischen Alltags im Kindergarten/in der Kita sein, um allen Kindern einen bestmöglichen Start in das Schulsystem zu ermöglichen.
Pädagogische Fachkräfte fragen sich vielleicht, wie sie alle Sprachen in ihrer Einrichtung fördern können, vor allem, wenn sie die Schulsprache beherrschen, aber keine der Familiensprachen kennen, mit denen die Kinder vertraut sind. Hier kann es hilfreich sein, sich Folgendes vor Augen zu halten. Alle Kinder mit allen Ressourcen zu unterstützen bedeutet eben nicht nur, die Schulsprache (durch die Verwendung eines reichen Wortschatzes und eines elaborierten Sprachinputs) zu fördern. Unterstützung bedeutet auch, die soziale, kulturelle und sprachliche Identität jedes Kindes, einschließlich der jeweiligen Familiensprache, wertzuschätzen.
Zu diesem Zweck könnte ein erster Schritt sein, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, welche Familiensprache in welchem Haushalt gesprochen wird. Das klingt zwar simpel, aber es gibt vielleicht einige Dinge, die geklärt werden müssen. Die Annahme, dass in einer Familie, die z. B. von Italien nach Slowenien eingewandert ist, Italienisch als Familiensprache gesprochen wird, ist nicht unbedingt richtig. Es könnte auch Slowenisch, Japanisch oder irgendeine andere Sprache sein. Außerdem kann auch eine Familie ohne internationale Geschichte zu Hause eine andere Sprache als die Schulsprache sprechen. Fachkräfte können sich folgende Fragen stellen:
Fachkräfte sollten herausfinden, welche Familiensprache zu Hause verwendet wird, anstatt Vorannahmen zu treffen. Manche Familien könnten direkte Fragen dieser Art jedoch auch als unhöflich, als zu privat, oder sogar als beleidigend empfinden. Fachkräfte sollten sich dieser Möglichkeit bewusst sein und den Eltern gegenüber betonen, dass sie ein Lernumfeld schaffen wollen, in dem die kulturelle Identität und die Familiensprache jedes Kindes gleichermaßen geschätzt und repräsentiert werden. Darüber hinaus können Fachkräfte darauf hinweisen, dass das Wissen darüber, wie ein Kind mit der Familiensprache (und der Schulsprache) zurechtkommt, ihnen helfen kann bei jedem Kind sowohl die Familiensprache als auch die Schulsprache ganz individuell zu unterstützen. Fachkräfte können auch darauf hinweisen, dass dies im Hinblick auf den späteren Erfolg in der Schule geschieht.
Ein Kind, das richtig antwortet, aber nicht in der Sprache, in der die Frage gestellt wurde, zeigt, dass es die Frage verstanden hat (manchmal eher durch korrekte Reaktionen als durch gesprochene Antworten). Das Verhalten des Kindes könnte hier als Translanguaging eingeordnet werden. Es könnte allerdings auch sein, dass es sich immer noch unwohl dabei fühlt, die Schulsprache zu verwenden. Eine Fachkraft kann das Kind in einer solchen Situation unterstützen, indem sie Worte und Ausdrücke hinzufügt, um die Antwort des Kindes zu vervollständigen oder zu wiederholen / die Reaktion des Kindes mit Worten in der Schulsprache begleiten, ohne das Kind zu zwingen, diese Sprache zu verwenden (korrektives Feedback und Elaboration).
Es könnte auch sein, dass das Kind in der Schulsprache nicht die notwendigen Artikel oder die richtigen Präpositionen verwendet, weil in der Familiensprache keine Artikel existieren oder eben andere Präpositionen verwendet werden. Das sind Beispiele, die erklären können, warum ein Kind auf eine gewisse Art und Weise beginnen könnte, die Schulsprache zu sprechen. Angenommen, die Fachkraft kennt die jeweilige Familiensprache des Kindes, dann kann sie auf solche Aspekte gesondert achten und z.B. die Verwendung von Artikeln und Präpositionen in der Schulsprache hervorheben.
Es kann jedoch sein, dass Kinder gleichzeitig Hilfe brauchen beim Verständnis und/oder dem Sprechen sowohl der Familien- wie auch der Schulsprache. In diesem Fall sollten sich die Fachkräfte dessen so früh wie möglich bewusst werden und Sprachtraining oder sogar eine Diagnostik für Sprachstörungen anbieten.
Fachkräfte müssen sich daher aller Schritte bewusst sein, die Kinder unternehmen, um jede Sprache kompetent nutzen zu können (siehe auch Kapitel 1 und 2). Für Fachkräfte und Eltern ist es außerdem wichtig, im Hinterkopf zu haben, dass jedes Kind sein eigenes Tempo bei der Sprachentwicklung und beim Spracherwerb hat (siehe Kapitel 1). Das eine Kind ist schneller, das andere langsamer, aber im Allgemeinen gibt es keinen Grund, sich darum zu sorgen.
Eine Strategie kann darin bestehen, den Eltern in jeder Familiensprache wichtige Informationen über die Abläufe und Ereignisse in der Einrichtung während des Jahres zur Verfügung zu stellen. Dies dient dem Zweck, Missverständnisse zu vermeiden, die durch unzureichende Kommunikation aufgrund einer möglichen Sprachbarriere entstehen. Die Eltern fühlen sich stärker einbezogen und können sich besser beteiligen, wenn sie genau verstehen, was in der Einrichtung, die ihr Kind besucht, geschieht. Die Bereitstellung von Informationen in vielen Sprachen und die Möglichkeit, Ankündigungen in verschiedenen Sprachen zu lesen, zeugt von Offenheit gegenüber der Vielfalt der Sprachen und Kulturen. Dies ist ein weiterer Schritt Richtung mehr Inklusion. Manchmal kann es sogar hilfreich sein, eine dolmetschende Person hinzuzuziehen, um die Kommunikation noch weiter zu erleichtern.
Darüber hinaus machen Begrüßungssätze auf Plakaten oder Zeichnungen von Kindern den gesamten Sprachschatz in der Einrichtung sichtbar. Jede Familiensprache kann präsentiert werden, so können Familien und Kinder (Anteile) ihre(r) Familiensprache auch in der Einrichtung wiederfinden. Dadurch wird die Lese- und Schreibvorläuferfähigkeit der Kinder implizit gefördert, denn die Kinder können Wörter in ihrer Familiensprache sehen, Fragen dazu stellen und sie mit ihrer Familie oder den Fachkräften erkunden. Die Kinder können auch ab und zu in einer anderen Familiensprache begrüßt werden, um die vielen Sprachen in der Einrichtung sichtbar zu machen und zu würdigen. Auf diese Weise können die Kinder ihre Familiensprache von Zeit zu Zeit auch außerhalb ihres Zuhauses hören.
Mit Hilfe der Familien können auch Projekte wie die Übersetzung von Kinderbüchern für eine mehrsprachige Bibliothek oder die Aufnahme von Liedern und das Aufschreiben der Liedtexte durchgeführt werden. Dies kann die Wirkung eines inklusiven Ansatzes zur sprachlichen Förderung verstärken und wertet jede Familiensprache auf. Auf diese Weise wird die Familiensprache eines Kindes auch für andere Kinder und Familien zugänglich, was wiederum den Kontakt zwischen den Familien und der Einrichtung sowie den Kontakt unter den Familien erleichtern kann. So können Vorurteile abgebaut werden. Es kann beruhigend sein, wenn die Kinder die Einrichtung zum ersten Mal betreten und ihre Familiensprache bereits vertreten sehen.
Offene Fragen nach den Namen bestimmter Gegenstände in anderen Sprachen als der Schulsprache ermöglichen es allen Kindern, ihre Familiensprache in der Einrichtung sichtbar zu machen. Gleichzeitig können auch die Kenntnisse der Schulsprache durch die Entwicklung von Gesprächen in solchen Situationen profitieren. Es ist jedoch wichtig, die Kinder nicht zu zwingen, ihre Familiensprache vor anderen zu verwenden. Das Einbringen der Familiensprache in die Einrichtung sollte freiwillig sein und als positiv angesehen werden. Es ist besser, eine Frage wie "Kennt jemand von euch das Wort für Schmetterling in einer anderen Sprache?" zu stellen, als bestimmte Kinder zu fragen: "Sag mir bitte, wie würdest du Schmetterling in deiner Sprache sagen?". Solche Fragen diskriminieren und geben dem Kind das Gefühl, es würde sich vom Rest der Gruppe unterscheiden; sie schaffen ein "ich" und "sie" oder "wir" und "die anderen".
Es gibt viele weitere kreative Möglichkeiten, die Familiensprache eines jeden Kindes wertzuschätzen. Alles, was echtes Interesse und Wertschätzung für diesen Aspekt der Identität eines Kindes und seiner Familie zeigt, kann als Unterstützung angesehen werden.
Pädagogische Fachkräfte sind darauf vorbereitet, allen Kindern ein Sprachbad (Immersion) in die Schulsprache zu ermöglichen. Es gehört zu ihrer Verantwortung gemäß nationalen / länderspezifischen Vorgaben für diese Art von Bildungseinrichtungen. Mehrmals pro Woche stattfindende Sprachtrainings sind ein Ansatz zur Förderung der Sprachentwicklung. Die Erweiterung des Wortschatzes, des Sprachverständnisses und der Sprachproduktion der Kinder durch viele ausführliche, authentische Gespräche über Themen, an denen sich Kinder auch beteiligen wollen, ist ein weiterer Ansatz, um dieser Verantwortung gerecht zu werden. Das Interesse und das Nachfragen nach weiteren Details in für sie bedeutsamen Gesprächen motiviert Kinder, immer komplexere Wörter und grammatikalische Strukturen zu verwenden, ohne dass ihnen explizit neue Wörter in der Schulsprache beigebracht werden. Die Kinder imitieren damit ihre sprachlichen Vorbilder, nämlich die Fachkräfte oder ihre Gleichaltrigen. Fachkräfte werden als Sprachvorbilder für die Schulsprache wahrgenommen und nehmen sich auch selbst als solche wahr. Sie sollten darauf achten, was für Worte und Inhalte sie tagtäglich verwenden, um den Wortschatz und die Grammatikkenntnisse der Kinder zu erweitern. Kinder können mit der Sprache spielen und sie neugierig erforschen, vor allem dann, wenn Fachkräfte:
Diese Strategien beinhalten einen kindzentrierten Ansatz, der sich auf die Interessen, Ideen, Erfahrungen und Gefühle des Kindes konzentriert. Manche Kinder sind es jedoch nicht gewohnt, ihre Meinungen, Bedürfnisse und Wünsche in einem Gespräch zu äußern. Diese Kinder nach ihrer individuellen Meinung zu einem bestimmten Thema zu fragen, kann für sie seltsam und unangenehm klingen. Sie würden stattdessen eher auf Fragen antworten, die sich auf die Interessen, Erfahrungen oder Bedürfnisse der Gleichaltrigen oder der Familie beziehen. Fachkräfte sollten daher aufmerksam bleiben, damit sie die ausbleibende Antwort oder Irritation eines Kindes auf eine kindzentrierte Frage nicht vorschnell falsch interpretieren. Fragen, die eher gruppenzentriert sind, könnten dem Kind helfen, mehr beizutragen, z. B. "Wie war das Wochenende mit deiner Familie? Was habt ihr alle gemacht?" statt "Was hast du am Wochenende gemacht?". Jede Situation kann sprachfördernd genutzt werden, z.B. ein bevorstehender Zoobesuch oder eine vergangene Geburtstagsfeier, die gemeinsam nacherzählt werden kann. Darüber hinaus kann jede Aktivität der Fachkraft oder des Kindes durch die Beschreibung des Geschehens in der Schulsprache begleitet werden. Jede Erfahrung oder Herausforderung des Kindes ist ein geeigneter Kontext, um ein bedeutsames Gespräch zu führen, das mühelos mit neuem Wortschatz oder grammatikalischen Strukturen angereichert werden kann. Auf diese Weise bieten die Fachkräfte Sprachbildung und -training an, ohne den Kindern ausdrücklich zu sagen, was sie lernen.
Neben Gesprächen über gegenwärtige, vergangene oder zukünftige Ereignisse und dem gemeinsamen Nacherzählen und Weiterentwickeln von Geschichten können Fachkräfte auch Medien nutzen, um Sprachkompetenzen zu fördern. Dialogisches Lesen ist eine Strategie, die sowohl die Schul- als auch die Familiensprache fördern kann. Indem man die Handlung eines Buches erweitert und damit verbundene Themen einbezieht, während man sie mit dem Kind bespricht, schafft man eine sprachförderliche Situation im Rahmen eines bedeutsamen Gesprächs. Dies geschieht, indem man nicht nur vorliest, sondern mit Kindern gemeinsam liest. Auf diese Art können Fachkräfte die Schulsprache fördern. Dialogisches Lesen eignet sich aber auch zur Förderung der Familiensprache. Das passiert zum Beispiel, wenn die Familien ins Vorlesen und Besprechen der Geschichte einbezogen werden. Auf diese Weise werden alle Sprachen gewürdigt und Familien können sich als kompetente Beteiligte in der Einrichtung wahrnehmen.
Mit wenig Aufwand hat das Kind in diesem Beispiel viele neue Wörter für die Erweiterung seines Wortschatzes aufnehmen können, indem es seinem Vater zugehört hat. Wenn die beiden das Buch das nächste Mal zusammen lesen, finden sie möglicherweise noch einen anderen Zugang oder entdecken noch ein anderes Thema, um das Leseerlebnis interaktiver und dialogischer zu gestalten.
Darüber hinaus können die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Sprachen in Gruppen von Kindern diskutiert werden, wenn sie zweisprachige Geschichten, Reime oder Lieder hören. Kleine Spiele wie "Stille Post" können die Neugier auf die Klänge und Bedeutungen von Wörtern erwecken und verstärken.
Das Spiel „Stille Post“ ist lustig und herausfordernd zugleich. Hierbei flüstert ein Kind ein Wort oder einen Satz in einer Sprache in das Ohr eines zweiten Kindes, welches wiederum das Wort oder den Satz in das Ohr des dritten Kindes flüsternd weitergeben soll. Dieser Vorgang wird so lange fortgesetzt, bis jedes Kind, das an dem Spiel teilnimmt, das Wort oder den Satz hören konnte. Das letzte Kind gibt das Gehörte laut für alle wieder. Ziel des Spiels ist es, das zu Beginn verwendete Wort oder den Satz bis zum Ende richtig weiterzugeben. In der Regel werden dabei einige Silben oder Wörter falsch verstanden, und das Wort oder der Satz, den alle am Ende hören können, ist nicht mehr dasselbe wie das Wort oder der Satz, das bzw. der zu Beginn geflüstert wurde. Es kann eine Diskussion darüber entstehen, was in welcher Phase verstanden wurde, es kann über die mögliche Bedeutung eines unbekannten Wortes gesprochen werden, Wörter können erklärt werden, und Bedeutungen in der Schul- und Familiensprache der Kinder können mit allen geteilt werden. Auch Gespräche über ähnlich klingende Wörter oder Gegensätze können spielerisch mit den Kindern initiiert werden.
Auf diese Weise kann jedes Kind das Gefühl erleben, eine Sprache nicht zu kennen, aber zu versuchen, das Gehörte zu verstehen. Dies lädt Kinder dazu ein, den Inhalt gemeinsam zu erraten, und die Fachkraft kann bei diesem Prozess unterstützen (z. B. durch Sustained Shared Thinking). Alle Kinder können ihren Wortschatz in der Schulsprache durch Zuhören und Sprechen erweitern. Auch Hörbücher oder Lern-Apps können die Schulsprache spielerisch fördern. Sie können als Ergänzung zu nicht-digitalen Methoden und Medien zur Förderung der Sprachentwicklung und des Lernens betrachtet werden.
Fachkräfte sollten bedenken, dass sie mit diesen Strategien und Spielen die Sprachentwicklung aller Kinder unterstützen können. Dennoch hat jedes Kind beim Lernen sein eigenes Tempo. Das ist normal, und das Kind sollte während des Prozesses nicht unter Druck gesetzt werden. Solange keine körperliche oder geistige Beeinträchtigung vorliegt, die sich auf die Sprachentwicklung auswirkt, sollten Fachkräfte nicht ungeduldig sein; stattdessen sollten sie Kinder unterstützen, die ein langsameres Tempo als andere haben.
Während der Umgang mit mehr Sprachen als der Schulsprache in der Einrichtung für die eine Fachkraft kein Problem darstellen mag, fällt es anderen vielleicht nicht so leicht. Das gesamte Team könnte sich ein paar Minuten Zeit nehmen und alle könnten über ihre eigenen Reaktionen auf die im Alltag einer frühkindlichen Bildungsinstitution existierenden Familiensprachen nachdenken.
Fachkräfte können sich in diesem Prozess mit ihrer eigenen Einstellung oder manchmal auch mit ihrer Unsicherheit gegenüber der Verwendung der Familiensprache in frühkindlichen Bildungseinrichtungen auseinandersetzen. Es kann manchmal irritierend sein, das Gespräch zwischen zwei Kindern, die die gleiche Familiensprache sprechen, nicht zu verstehen. Fachkräfte könnten das Gefühl haben, die Kontrolle zu verlieren. Sie können sich fragen, was genau sie stört, wenn sie einer Familiensprache zuhören, die sie nicht verstehen, oder warum sie bestimmte Sprachen bevorzugen und andere nicht. Das höhere Ansehen einer bestimmten Familiensprache kann die Art und Weise beeinflussen, wie Fachkräfte mit dieser Familiensprache in ihren Alltagsroutinen umgehen. Dies geschieht in der Regel unbewusst. Fachkräfte sollten sich dessen jedoch bewusst sein und können von Methoden wie Supervision und kollegialer Beratung (Intervision) Gebrauch machen, um diese Thematik anzugehen. Wenn Fachkräfte offen und selbstreflektierend bleiben und sich selbst als ständig lernende Personen wahrnehmen, können sie davon profitieren, was Kinder - als Expert*innen ihrer Familiensprache - zu verschiedenen Gesprächen beitragen können. Eine Fachkraft zu sein, kann also auch bedeuten, die Person zu sein, der etwas Neues beigebracht wird.
Mykola (5 Jahre) und seine beiden jüngeren Zwillingsschwestern (7 Monate) sind gerade mit ihrer Mutter in ein neues Land gezogen. Trotz der Bemühungen seiner Mutter hat er noch keinen Platz im Kindergarten/in der Kita erhalten und verbringt daher jeden Tag mit seiner Mutter und seinen Schwestern, spricht die Familiensprache und passt sich an die neue Umgebung an. Einige Freunde der Familie haben eine Sprachlern-App empfohlen, damit er die Wartezeit zu überbrücken und gleichzeitig in der Schulsprache spielend diese auch schon ein wenig lernen kann. Mykola liebt die kleinen Geschichten und Aufgaben in der App; er lernt schnell, auf die in der Schulsprache gegebenen Anweisungen zu reagieren. Wenn er dann in ein paar Wochen in den Kindergarten/in die Kita kommt, wird er nicht gefühlt „sprachlos“ sein, weil er die Schulsprache schon ein bisschen geübt hat. Auch seine Mutter ist glücklich, weil auch sie neue Wörter und Sätze lernen kann, denn es ist nicht einfach, mit drei Kindern einen regulären Sprachkurs zu besuchen.
Heutzutage sind das Internet und die Nutzung von Apps Teil unserer Realität und unserer täglichen Routine. Die meisten Menschen in Europa haben Zugang zum Internet, entweder über ein Smartphone, ein Tablet oder einen Computer zu Hause. Es ist ein Tool, um Menschen in Kontakt miteinander zu bringen oder um Musik zu hören, Spiele zu spielen etc. Es ist aber auch ein Tool, um sich zu organisieren, nach bestimmten Informationen zu suchen, zu lernen und erworbenes Wissen anzuwenden.
Mediennutzung ist für viele Kinder zu einem festen Bestandteil ihres Lebens geworden. Schon früh interagieren sie zu Hause mit neuen Technologien und digitalen Medien, in erster Linie zur Unterhaltung (z. B. um zu spielen, Videos zu schauen oder Hörbücher zu hören), aber auch zu Lernzwecken.
Expert*innen haben Leitfäden für die empfohlene Bildschirmzeit von Kindern entwickelt. Die empfohlene Bildschirmzeit variiert für verschiedene Altersgruppen je nach Quelle leicht. Dennoch lassen sie sich mehr oder weniger wie folgt zusammenfassen:
Wenn Sie beschließen, Ihr Kind an Apps heranzuführen, sollten Sie sich Zeit nehmen und die Inhalte für Ihr Kind bewusst und sorgfältig auswählen. Es gibt eine große Anzahl von Apps für Kinder auf dem Markt. Doch nur wenige erfüllen die Qualitätsstandards, die Expert*innen des Bereichs Medien und kindliche Entwicklung festgelegt haben. Eine der Möglichkeiten wäre, eine Lern-App zu wählen, Sie müssen sich aber darüber im Klaren sein, dass die Qualität dieser Apps ebenfalls deutlich variieren kann. Hier haben wir einige Informationen darüber, woran man gute Apps erkennt, und Tipps für die Auswahl zusammengestellt.
Lern-Apps können nützlich sein, weil Kinder eine Faszination für Mediennutzung hegen, vor allem wenn etwas auf spielerische, animierte Weise präsentiert wird. Kinder brauchen jedoch Anleitung, um mit all den Informationen, zu denen sie Zugang bekommen, umzugehen, damit sie nicht überfordert, verängstigt oder gar traumatisiert werden. Erwachsene, insbesondere Eltern und Lehrkräfte, sollten Kinder stets begleiten und ihnen helfen, kompetente Mediennutzer*innen zu werden. Daher gewinnt die Medienerziehung in den Familien und in frühkindlichen Einrichtungen zunehmend an Bedeutung.
Eltern machen sich vielleicht Gedanken darüber, welche Apps sie für ihre Kinder auswählen sollen. Sie machen sich vielleicht auch Sorgen über mögliche Gefahren, die ihren Kindern durch die Mediennutzung drohen. Vielleicht sind sie unsicher, wie, wann und ob es empfehlenswert ist, ihren Kindern die Nutzung von Lern-Apps überhaupt näherzubringen.
Zu diesem Thema wird aktuell viel geforscht. Insgesamt werden mehr Chancen als Herausforderungen in Bezug auf die Nutzung von Apps zu Lernzwecken berichtet (solange die Empfehlungen zur Bildschirmzeit eingehalten werden). Mehr Chancen werden insbesondere bei der Nutzung von Apps zur Unterstützung des mathematischen und sprachlichen Lernens berichtet. Im Hinblick auf ihre frühen Lese-, Schreib- und Rechenvorläuferfähigkeiten scheinen Kinder am meisten zu profitieren, wenn eine App verschiedene altersgerechte interaktive Werkzeuge und Techniken enthält.
Im folgenden Abschnitt werden einige der Chancen und Herausforderungen von Lern-Apps zusammengefasst.
Lern-Apps:
Lern-Apps:
Der Erfolg einer für Kinder entwickelten Lern-App hängt davon ab, wie Eltern und Lehrkräfte das Kind bei der Interaktion mit den Inhalten begleiten. Eine gemeinsame digitale Erfahrung ermöglicht es den Eltern, den Lernprozess ihres Kindes zu verfolgen und zu verstärken und sogar selbst etwas Neues zu lernen. Zugleich erleben sie eine gemeinsame Spielsituation. Gemeinsame Erfahrungen im digitalen Raum helfen den Eltern auch, sofort auf Anzeichen von Irritation oder Überforderung zu reagieren, die ein Kind aufgrund eines übermäßigen oder unangemessenen Medienkonsums zeigen kann. Vor allem kleine Kinder haben noch nicht die Selbstdisziplin entwickelt, ihren Medienkonsum zu kontrollieren. Deshalb müssen die Eltern Regeln aufstellen. Es wird empfohlen, dass sie ihren Kindern einen zeitlich begrenzten Zugang zu digitalen Medien und Apps ermöglichen. Medienkonsum ist kein Ersatz für soziale Erfahrungen oder motorische und andere sensorische Entwicklungsaufgaben außerhalb der digitalen Welt. Ein verantwortungsvoller Umgang innerhalb von Grenzen ist daher notwendig. Die Apps, die den Kindern angeboten werden, sollten bewusst ausgewählt werden. Sie sollten altersgerecht und pädagogisch wertvoll sein.
Pädagogisch wertvolle Apps erfüllen meist folgende Kriterien:
Eltern wollen wissen, welche App dem Bildungsbedarf ihrer Kinder entspricht, gut konzipierte Lernmöglichkeiten bietet und kindgerecht und pädagogisch wertvoll ist. Darüber hinaus möchten sie auch, dass die App ihrem Kind Spaß macht. Einige nationale Institutionen haben Listen mit kindgerechten Apps (mit Empfehlungen und Bewertungen zum Inhalt) veröffentlicht, um Eltern zu helfen, die richtige App für ihr Kind zu finden:
Wie bereits erwähnt, haben sich Apps, die das Sprachenlernen unterstützen, auch für jüngere Kinder als nützlich erwiesen. Sie können Kinder in ihrer Sprachentwicklung sowie in der Entwicklung von Lese- Schreib- und Rechenfähigkeiten unterstützen, wenn sie altersgerechte Kriterien erfüllen, die den Inhalt, die Geschwindigkeit, in der die Inhalte präsentiert werden, und das Design der App berücksichtigen. Außerdem sollten sie eine Vielzahl von Methoden und viele mündliche Anweisungen enthalten, um für die allgemeine Sprachentwicklung der Kinder nützlich und förderlich zu sein.
Die "Dandelin geht zur Schule - App" erfüllt die oben genannten Kriterien. Sie kann besonders hilfreich sein für Kinder, die
Kinder profitieren von der spielerischen Herangehensweise an einfache Wörter und Zahlen, Farben, Substantive und Verben sowie Präpositionen, die sie brauchen, um später im Kindergarten/in der Kita oder in der Schule Anweisungen zu verstehen und zu befolgen. Der in der App enthaltene Wortschatz wurde sorgfältig ausgewählt und orientiert sich an den länderspezifischen Richtlinien für den Schulstart in Deutschland, Österreich, Slowenien, Polen und Litauen. Die Kapitel wurden so gestaltet, dass sie den Kindern einen spielerischen Lernkontext und wechselnde Methoden zur Einführung neuer Lerninhalte bieten. Die Eltern sind eingeladen, ihre Kinder bei der Nutzung der App zu begleiten und sich so auch selbst eine Einführung in die Schulsprache zu ermöglichen. Sie können auf die gleiche spielerische Art und Weise erste Schritte in die Schulsprache machen und von der gemeinsamen Lern- und Spielerfahrung profitieren.
Die Dandelin-App zum Sprachenlernen ist einzigartig. Sie bietet eine kindgerechte Herangehensweise an das Sprachenlernen und vermittelt einen Teil des Wortschatzes und der Grammatik, die Kinder bei der Einschulung benötigen. Kinder können mühelos lernen, während sie Spass haben und kleine Spiele spielen. Dandelin kann es kaum erwarten, diese Erfahrung mit Ihnen und Ihrem Kind zu teilen!
Fakten zur Mehrsprachigkeit
Fakten für Österreich:
Fakten zu Deutschland:
Fakten für Litauen:
Fakten für Polen:
Fakten für Slowenien: