Ein Ratgeber für Eltern

5
Warum ist es so wichtig, beides zu fördern - die Schulsprache und die Familiensprache?

Studien zeigen, dass es für Kinder, die mit mehr als einer Sprache aufwachsen, einige Vorteile gibt. Die Kinder können tendenziell schneller verstehen, wie Sprachen im Allgemeinen funktionieren. Da sie täglich mit verschiedenen Sprachen und deren Grammatik und Wörtern zu tun haben, vergleichen sie schon früh die Sprachen und ihre Regeln. Dies geschieht in der Regel auf spielerische Art und Weise. Sie können aufmerksamer und bewusster auf den Klang und die Zusammensetzung von Wörtern achten, was den Spracherwerb und das Lernen auch in anderen Sprachen, z. B. der Schulsprache, zusätzlich beschleunigen kann. Sie sind möglicherweise in der Lage, ihre Aufmerksamkeit früher und besser zu fokussieren als Kinder, die nur mit der Schulsprache aufwachsen. Auch verstehen sie vielleicht früher, dass andere Menschen andere Dinge wissen können als sie selbst (die so genannte Theory of the Mind). Daher kann es als wertvoll für die allgemeine Entwicklung eines Kindes angesehen werden, von Anfang an mit mehr als einer Sprache aufzuwachsen.

Die Familiensprache spielt dabei eine wichtige Rolle (wenn sie von den Eltern nicht vernachlässigt oder deren Erwerb wenig unterstützt wird). Die Eltern vermitteln nicht nur Wörter, Ausdrücke und Grammatik, indem sie die Sprachen verwenden, die sie am besten beherrschen. Sie vermitteln auch Werte, Überzeugungen, Ideen und Einstellungen, die Teil ihrer Sprache und kulturellen Identität sind. Das Sprechen und Hören der Familiensprache kann auch ein Gefühl der Zugehörigkeit und Geborgenheit vermitteln. Je nach Kontext, in dem Familien leben, kommunizieren sie auf unterschiedliche Weise mit ihren Kindern, verwenden unterschiedliche Themen bei der Interaktion und eine unterschiedliche Anzahl von Wörtern und Ausdrücken und sprechen ihre Kinder auf unterschiedliche Weise an. Je mehr Eltern mit ihren Kindern sprechen, desto mehr können die Kinder von der Familiensprache profitieren. Die Kompetenz und das Selbstvertrauen in der Familiensprache können die Motivation und die Neugier des Kindes, andere Sprachen zu lernen, steigern. Mit anderen Worten: Es kann auch das Erlernen der Schulsprache unterstützen. Aus diesem Grund wird Eltern empfohlen, sich um die Beibehaltung der Familiensprache zu bemühen.

Der frühe Zugang zur Schulsprache wird als entscheidend für die weitere Schullaufbahn von Kindern angesehen. Forscher*innen zufolge könnten Kinder davon profitieren, wenn sie früh und systematisch an die Schulsprache herangeführt werden. Idealerweise könnte das vor der Einschulung geschehen. Dies ist wichtig, weil es Kinder befähigt, die Anweisungen der Lehrkräfte zu verstehen und parallel zu Gleichaltrigen zu lernen. Ohne einen frühzeitigen und umfassenden Zugang zur Schulsprache wird Bildungsgerechtigkeit nur selten erreicht, und viele Kinder haben während ihrer gesamten Kindheit Mühe, ihren Rückstand aufzuholen. Dies kann zu einem geringeren Erfolg in ihrer späteren schulischen und beruflichen Laufbahn führen. Pädagogische Fachkräfte können hier eine entscheidende Rolle spielen, denn sie sind oft die ersten, die die Schulsprache systematisch einführen. Auch die Eltern können ihren Kindern die Situation erleichtern, indem sie ihnen Möglichkeiten bieten, sich zu Hause mit der Schulsprache vertraut zu machen. Mit anderen Worten: Eltern sollten ihre Kinder so früh wie möglich beim Versuch unterstützen, kompetente Nutzer*innen der Familien- und Schulsprache zu werden.

Das Wichtigste:

Wenn man mit mehr als einer Sprache aufwächst:

  • Kinder können aufgrund ihrer kognitiven Entwicklung Vorteile haben.
  • Kinder haben möglicherweise Vorteile, was ihr Sprachverständnis im Allgemeinen angeht.
  • Die Eltern sollten dazu angehalten und ermutigt werden, die Familiensprache als esentiell für ihr Kind zu betrachten. Sie sollten aber auch die Schulsprache von Anfang an fördern, um ihrem Kind den späteren Erfolg in der Schule zu erleichtern.