Ein Ratgeber für Eltern

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Interessante Fakten zu Mehrsprachigkeit

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Fakten zur Mehrsprachigkeit

  • Mehrsprachig aufzuwachsen ist für die meisten Kinder auf der Welt Alltag.
  • In der Europäischen Union (EU) gibt es offiziell 24 Sprachen. In ganz Europa werden jedoch mindestens 200 weitere Sprachen gesprochen (Undehn, 2023 - Goethe Institut).
  • In den übrigen Ländern der Welt gibt es viel mehr Amts- und Minderheitensprachen: Simbabwe zum Beispiel hat 16 Amtssprachen. In Indien gibt es mehr als 1000 Dialekte und mehr als 100 verschiedene Sprachen, von denen 23 Amtssprachen sind (einschließlich Englisch).
  • Das Ziel der EU ist es, Mehrsprachigkeit in ganz Europa zu etablieren. Daher wird Mehrsprachigkeit offiziell unterstützt, und jede*r Bürger*in sollte mindestens zwei bis drei Sprachen sprechen (Europäische Kommission 2017).
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Fakten für Österreich:

  • Im Jahr 2023 waren 21,7 % der österreichischen Bevölkerung außerhalb Österreichs geboren. Für Wien steigt diese Zahl auf 39,3 % (Österreichischer Integrationsfonds, 2023).
  • Im Jahr 2021 hatten 26,9 % der Schüler*innen in Österreich eine andere Familiensprache als Deutsch (Österreichischer Integrationsfonds, 2023).
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Fakten zu Deutschland:

  • Im Jahr 2017 sprachen 20,2 % aller Kinder unter sechs Jahren zu Hause überwiegend kein Deutsch (Geis-Thöne, 2022).
  • Im Jahr 2019 besuchten nur 65,3 % der 3-4-jährigen Kinder aus Familien mit geringen Kenntnissen der Schulsprache eine Kindertageseinrichtung (Geis-Thöne, 2022).
  • Im Jahr 2022 sprachen 21 % aller Kinder unter 14 Jahren in Deutschland zu Hause mehr als eine Sprache (Geis-Thöne, 2022).
  • 15 % der Haushalte verwenden Deutsch neben anderen Sprachen oder überhaupt kein Deutsch als Familiensprache (Destatis, 2022).
  • Türkisch, Russisch, Arabisch, Polnisch und Englisch sind neben Deutsch die meistgesprochenen Sprachen (Destatis, 2022).
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Fakten für Litauen:

  • Die meisten Menschen in Litauen sind zwei- oder mehrsprachig - 90 % können mehr als eine Sprache sprechen und verstehen. Die am weitesten verbreiteten Fremdsprachen sind Russisch (rund 86 % der Nicht-Muttersprachler*innen können Russisch sprechen) und Englisch (70 % der Bevölkerung in Litauen können Englisch sprechen). Die Situation ändert sich jedoch: Die Zahl der Menschen, die Russisch sprechen können, wird immer kleiner, und immer mehr Menschen sprechen heutzutage Englisch.
  • Viele Jahre lang waren die meisten Eingewanderten zurückkehrende litauische Staatsbürger*innen (82 %); seit 2022 sind die meisten Neueinwanderer*innen Nicht-EU-Bürger*innen (84 %).
  • Etwa 6 % der litauischen Bevölkerung wurde außerhalb Litauens geboren. Anfang 2022 machten Litauer*innen 85,1 % der permanenten Bevölkerung des Landes aus, Pol*innen - 6,6 %, Russ*innen - 5,1 % und andere - 3,2 %. Die Mehrheit der Menschen mit nicht-litauischer Staatsangehörigkeit hat eine andere Familiensprache als Litauisch.
  • Im Zeitraum 2022-2023 besuchten fast 10,6 % der Schüler*innen nicht-litauische weiterführende Schulen (sondern russische, polnische oder andere), in denen einige zum ersten Mal Litauisch als Staatssprache lernten.
  • Einige Familien nichtlitauischer Nationalität, sowohl litauische Minderheiten als auch Neueingewanderte, entscheiden sich jedoch dafür, ihre Kinder an litauische Schulen zu schicken . Auch litauische Familien mit Migrationshintergrund, die wieder nach Litauen zuwandern, schicken ihre Kinder auf litauische Schulen. Das Niveau der litauischen Sprachkenntnisse dieser Kinder ist sehr unterschiedlich.
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Fakten für Polen:

  • Bis vor kurzem war Polen hauptsächlich ein einsprachiges Land. Dies änderte sich allmählich nach dem Beitritt zur EU im Jahr 2004 aufgrund der Zu- und Abwanderung und der gemischten Ehen. Außerdem wurden die Rechte ethnischer Minderheiten anerkannt.
  • Die Zahl der Schüler*innen mit internationaler Geschichte und aus mehrsprachigen Familien im schulischen Umfeld ist stetig gestiegen, von 9610 im Jahr 2009 auf 51363 im Jahr 2019 (NIK, 2020). Diese Zahlen schließen auch Kinder aus polnischen Familien mit Migrationshintergrund ein, die nach Polen zurückkehren.
  • Seit 2022 wurden 1879.000 ukrainische geflüchtete Lernende in polnischen Schulen und Kindertageseinrichtungen aufgenommen. (samorzad.infor.pl, 2023).
  • Die meistgesprochenen Sprachen neben Polnisch sind Ukrainisch, Belarussisch, Deutsch, Russisch und Vietnamesisch (GUS [Statistisches Hauptamt], 2020).
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Fakten für Slowenien:

  • Im Jahr 2023 wurden 9 % der Schüler*innen in Slowenien außerhalb Sloweniens geboren.
  • Die häufigsten Muttersprachen neben Slowenisch sind Serbokroatisch, Albanisch, Mazedonisch, Ungarisch und Italienisch.
Literatur
  • De Houwer, A. (2015). Integration und Interkulturalität in Kindertagesstätten und in Kindergärten: Die Rolle der Umgebungssprache für das Wohlbefinden von Kleinkindern. In: E. Reichert-Garschhammer, C. Kieferle, M. Wertfein & F. Becker-Stoll (Hrsg.): Inklusion und Partizipation – Vielfalt als Chance und Anspruch (S. 113-125). Göttingen: Vandenboeck & Ruprecht.
  • Dintsioudi, A., Krankenhagen, J. (2020). Mehrsprachigkeit in der KiTa von Anfang an gut begleiten. nifbe-Beiträge zur Professionalisierung Nr. 12. Osnabrück: nifbe.
  • Feierabend, S., Plankenhorn, T. & Rathgeb, T. (2015). miniKIM 2014. Kleinkinder und Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 2- bis 5-Jähriger in Deutschland. Stuttgart: Medien pädagogischer Forschungsverbund Südwest.
  • Panagiotopoulou, A. (2016). Mehrsprachigkeit in der Kindheit. Perspektiven für die frühpädagogische Praxis. In: Deutsches Jugendinstitut e.V. (Hrsg.): Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (Wiff-Expertise Nr. 46). München: DJI.
  • Tracy, R. (2008). Wie Kinder Sprache lernen. Und wie wir sie dabei unterstützen können. Tübingen: Narr Francke Attempo Verlag.
  • Woerfel, T. (2022). Mehrsprachigkeit in Kita und Schule. Köln: Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache.
  • Bialystock, E. (2001). Bilingualism in development: Language, literacy and cognition. New York, NJ: Cambridge University Press.
  • Bialystock, E., Majumber, S. & Martin, M.M. (2003): Developing phonological awareness: Is there a bilingual advantage? Applied Psycholinguistics, 24(1), 27-44.
  • Byers-Heinlein, K., Burns T.C. & Werker, J.F. (2010). The Roots of Bilingualism in Newborns. Psychological Science, 21(3), 343-348.
  • Garcia, O. (2009). Bilingual education in the 21st century: A global perspective. West Sussex, UK: Wiley- Blackwell.
  • Gogolin, I. (2012). First language and second language learning. In: J.A. Banks (Ed.): The Encyclopedia of Diversity in Education (p. 915- 918). Thousand Oaks, CA & London: Sage Publication.
  • Mampe, B., Friederici, A.D., Christophe, A. & Wermke, K. (2009). Newborn's cry melody is shaped by their native language. Current Biology, 19(23), 1994-1997.
  • Zurer Pearson, B. (2008). Raising a bilingual child. A step-by-step guide for parents. NY: Living Language.